Kennst Du das? Dein autistisches Kind reagiert extrem empfindlich auf Kritik, zieht sich bei kleinsten Rückschlägen zurück oder explodiert emotional? Besonders autistische Kinder haben oft Schwierigkeiten mit ihrem Selbstwertgefühl – sei es durch wiederholte Missverständnisse in sozialen Situationen, hohe Erwartungen an sich selbst oder das Gefühl, nicht in die Welt zu passen. Manche autistische Kinder leiden zusätzlich unter Rejection Sensitive Dysphoria (RSD), einer extremen Empfindlichkeit gegenüber Zurückweisung und Kritik. Sie erleben negative Rückmeldungen besonders intensiv, was ihr Selbstwertgefühl stark beeinträchtigen kann. Doch es gibt viele Wege, Dein Kind zu unterstützen und ihm zu helfen, seine Stärken zu erkennen und innere Sicherheit zu gewinnen. In diesem Artikel findest Du konkrete Tipps und Strategien für den Alltag.
10 Wege, wie Du Dein Kind unterstützen kannst, mehr Selbstwertgefühl zu entwickeln
1. Loben, loben, loben!
RSD-Kinder neigen dazu, sich stark auf negatives Feedback zu fokussieren. Umso wichtiger ist es, dass Du bewusst viel Lob einsetzt – am besten mindestens fünfmal, bevor Kritik geäußert wird. Hier ein paar Beispiele:
- „Ich finde es toll, wie viel Mühe Du Dir mit Deiner Zeichnung gegeben hast!“
- „Du hast heute so geduldig an Deiner Aufgabe gearbeitet, das ist großartig!“
- „Ich liebe es, wie kreativ Du bist!“
- „Du hast Dir wirklich Gedanken gemacht, das sieht man!“
- „Ich bin stolz darauf, wie du mit dieser Herausforderung umgehst!“
2. Bestärke Dein Kind regelmäßig und bedingungslos
Zeige Deinem Kind, dass es wertvoll ist – unabhängig von Leistung oder Feedback. Liebe und Anerkennung sollten nicht an Bedingungen geknüpft sein. Dein Kind braucht die Sicherheit, dass es so, wie es ist, geliebt wird.
3. Kritik sanft und konstruktiv formulieren
Kritik kann von autistischen Kindern oft wörtlich oder als persönliche Ablehnung verstanden werden. Nutze eine wertschätzende Sprache und konzentriere Dich auf positive Aspekte:
- Statt „Das hast Du falsch gemacht“ lieber „Ich sehe, dass Du Dir Mühe gegeben hast. Lass uns gemeinsam schauen, wie es noch besser geht.“
- Oder: „Deine Zeichnung ist wunderschön! Vielleicht könntest Du noch ein bisschen mehr Farbe hinzufügen?“
4. Selbstwertgefühl durch Rituale stärken
Positive Routinen können das Selbstbewusstsein Deines Kindes nachhaltig fördern:
- Stärken-Sonne malen: Dein Kind zeichnet eine Sonne und schreibt in die Strahlen Eigenschaften, die es an sich mag.
- Erfolgs-Tagebuch: Jeden Abend drei Dinge notieren, die gut gelaufen sind.
- Spiegel-Ritual: Vor dem Spiegel positive Sätze laut aussprechen („Ich bin stark! Ich bin wertvoll!“).

5. Emotionsregulation unterstützen
Autistische Kinder haben oft Schwierigkeiten, mit starken Emotionen umzugehen. Atemübungen, Entspannungstechniken oder geführte Meditationen können helfen, innere Ruhe zu finden.
6. Eine sichere Umgebung schaffen für mehr Selbstwertgefühl
Viele autistische Kinder erleben Unsicherheit im sozialen Umgang. Vermittle ihnen, dass Fehler erlaubt sind und ein natürlicher Teil des Lernens sind. Gemeinsam reflektieren, was aus schwierigen Situationen gelernt werden kann. Dies in einer sicheren Umgebung zu üben wie zum Beispiel bei den Großeltern stärkt enorm ihr Selbstwertgefühl.
7. Soziale Situationen mit Rollenspielen vorbereiten
Soziale Interaktionen können herausfordernd sein. Trainiere typische Szenarien, wie den Umgang mit Kritik oder Konflikte, spielerisch zu Hause.
8. Über Gefühle sprechen
Autistische Kinder haben oft Schwierigkeiten, Emotionen in Worte zu fassen. Bilder, Emotionskarten oder Geschichten können helfen, Gefühle greifbarer zu machen. Unterstütze Dein Kind dabei, die richtigen Worte für Emotionen zu finden. Schön finde ich hier auch die Gefühlsmonsterkarten, da sie Gespräche ermöglichen, ohne die Gefühle genau benennen zu müssen.

9. Zurückweisung nicht persönlich nehmen
Autistische Kinder erleben Zurückweisung oft besonders intensiv. Hilf Deinem Kind, zu verstehen, dass Kritik nicht bedeutet, dass es nicht gemocht wird. Übt gemeinsam, Situationen aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
10. Professionelle Unterstützung suchen, wenn notwendig
Wenn Selbstzweifel oder Ängste stark belasten, kann therapeutische Begleitung helfen, langfristige Strategien für mehr Selbstvertrauen zu entwickeln.
Häufige Fragen (FAQ) zur Stärkung des Selbstwertgefühls bei autistischen Kindern
1. Warum haben viele autistische Kinder ein geringes Selbstwertgefühl?
Autistische Kinder erleben oft Missverständnisse in sozialen Situationen, hohe Anforderungen an sich selbst und sensorische Überlastung. Diese Faktoren können das Selbstwertgefühl beeinträchtigen.
2. Was ist Rejection Sensitive Dysphoria (RSD) und wie betrifft es autistische Kinder?
RSD ist eine extreme Empfindlichkeit gegenüber Zurückweisung und Kritik. Autistische Kinder mit RSD erleben negative Rückmeldungen besonders intensiv, was zu starken emotionalen Reaktionen und Selbstzweifeln führen kann.
3. Wie kann ich meinem autistischen Kind helfen, mehr Selbstbewusstsein zu entwickeln?
Durch gezielte Bestärkung, sanfte Kommunikation, feste Strukturen und Rituale, die das Selbstvertrauen stärken.
4. Wie gehe ich mit Perfektionismus bei meinem autistischen Kind um?
Vermittle Deinem Kind, dass Fehler ein natürlicher Teil des Lernens sind. Fördere eine Wachstumsmentalität, indem Du Fortschritt lobst, nicht nur Ergebnisse.
5. Was tun, wenn mein Kind Angst vor sozialer Ablehnung hat?
Bereite es mit Rollenspielen und klaren Strategien auf soziale Situationen vor. Hilf ihm, alternative Interpretationen für vermeintliche Ablehnung zu finden.
6. Gibt es spezielle Coaching-Angebote für Eltern autistischer Kinder?
Ja! Ein Elterncoaching kann helfen, gezielt an der Selbstwahrnehmung und Resilienz des Kindes zu arbeiten.
Fazit
Autistische Kinder haben oft ein fragiles Selbstwertgefühl – doch mit gezielter Unterstützung können sie lernen, ihre Stärken zu erkennen und sich selbst anzunehmen. Besonders Kinder mit Rejection Sensitive Dysphoria (RSD) benötigen einfühlsame Begleitung, um mit Kritik und Zurückweisung besser umgehen zu können. Mit liebevoller Bestärkung, klarer Kommunikation und sicheren Routinen kannst Du Dein Kind auf seinem Weg begleiten.