RDS - Schreibtisch mit stärkendem Poster

Mein Kind nimmt alles so persönlich – Ist das Rejection Sensitive Dysphoria (RSD)?

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Mareike Schuster

Als Mutter eines autistischen Kindes weiß ich genau, wie herausfordernd das manchmal sein kann. In meinem Blog gehe ich auf die Themen von Eltern autistischer Kinder ein.

Inhaltsverzeichnis

Kennst Du das? Dein Kind bricht in Tränen aus, weil jemand seine Zeichnung nicht gelobt hat. Oder es zieht sich vollkommen zurück, weil ein Lehrer eine kleine Korrektur gemacht hat. Vielleicht reagiert es mit Wut oder Frustration auf harmlose Bemerkungen. Dann könnte Rejection Sensitive Dysphoria (RSD) eine Rolle spielen.

RSD, oder auf Deutsch „Zurückweisungs-Sensibilitäts-Syndrom“, beschreibt eine extreme emotionale Reaktion auf Kritik oder gefühlte Ablehnung. Kinder, die davon betroffen sind, nehmen Rückmeldungen oft besonders intensiv wahrund fühlen sich schnell verletzt oder nicht gut genug. Sie erleben Ablehnung nicht nur als unangenehm, sondern als tiefen Schmerz, der ihr gesamtes Selbstbild ins Wanken bringen kann. Diese Emotionen können sich in plötzlicher Traurigkeit, Wut oder Rückzug äußern und den Alltag enorm belasten.

Ich erlebe RSD besonders intensiv bei meinem Sohn mit ADHS. Wenn er sich kritisiert fühlt, zieht er sich sofort die Kapuze über den Kopf und schottet sich von der Welt ab. In der Schule ist das eine echte Herausforderung: Wie können Lehrer ihm Feedback geben, ohne ihn zu überfordern? Wie viel sollte man ihm durchgehen lassen, ohne ihm wichtige Lernmöglichkeiten zu nehmen? Bei meinem autistischen Sohn zeigt sich RSD anders – er neigt dazu, sich komplett zurückzuziehen und wird innerlich unsicher. Ich erkenne das oft daran, dass sein Stimmingsbedarf stark ansteigt. Diese Verhaltensweisen sind für ihn ein Schutzmechanismus, um sich emotional zu stabilisieren.

Was ist Rejection Sensitive Dysphoria?

RSD bedeutet, dass eine Person extrem sensibel auf Zurückweisung, Kritik oder das Gefühl, nicht gut genug zu sein, reagiert. Es ist kein eigenes Krankheitsbild, sondern tritt oft in Verbindung mit ADHS und Autismus auf. Das Erleben von RSD ist für die Betroffenen oft überwältigend und kann plötzliche, starke emotionale Reaktionen hervorrufen.

Autistische Kinder erleben oft Missverständnisse in der sozialen Interaktion. Dadurch kann sich das Gefühl, abgelehnt oder falsch verstanden zu werden, verstärken. Das kann tiefe Unsicherheiten auslösen, die sich in Selbstzweifeln, Angst oder Wut äußern.

Typische Anzeichen von RSD bei autistischen Kindern

  • Überempfindlichkeit gegenüber Kritik oder Ablehnung – Bereits kleine Korrekturen oder neutrale Bemerkungen können als tiefe Zurückweisung empfunden werden. Ein harmloser Kommentar wie „Versuch doch mal eine andere Farbe“ kann bereits Tränen oder Frustration auslösen.
  • Plötzliche emotionale Ausbrüche – Nach einer empfundenen Zurückweisung können Kinder sehr schnell von Freude in starke Wut oder tiefe Traurigkeit umschlagen. Sie schreien, weinen oder ziehen sich komplett zurück.
  • Perfektionismus und Angst vor Fehlern – Viele betroffene Kinder vermeiden neue Herausforderungen aus Angst, nicht gut genug zu sein. Sie geben bei kleinsten Fehlern auf oder versuchen, Aufgaben perfekt zu erledigen, um bloß keine Kritik zu erhalten.
  • Übermäßige Abhängigkeit von Bestätigung – Kinder mit RSD brauchen häufig Lob und Anerkennung, um sich sicher zu fühlen. Sie fragen wiederholt „War das gut?“ oder suchen ständig nach Bestätigung von Eltern oder Lehrern.
  • Verstärktes Stimming oder Rückzug – In Momenten der Überforderung ziehen sich betroffene Kinder oft komplett zurück oder zeigen vermehrt selbstregulierende Bewegungen wie Wippen, Händeflattern oder monotones Wiederholen von Wörtern.

Der Unterschied zwischen Hochsensibilität und RSD

Hochsensible Kinder nehmen Sinnesreize intensiver wahr und reagieren empfindlich auf ihre Umgebung, aber sie erleben Kritik nicht zwingend als persönliche Ablehnung. Kinder mit RSD hingegen empfinden Zurückweisung als tiefen Schmerz, der ihr Selbstbild erschüttert. Während Hochsensibilität mit Reizüberflutung zu tun hat, steht bei RSD die emotionale Verletzlichkeit durch Kritik im Mittelpunkt.

Wie kann ich mein Kind bei Rejection Sensitive Dysphoria unterstützen?

Loben, loben, loben! Mindestens fünfmal loben, bevor Du Kritik äußerst. Beispiele: „Ich finde es toll, wie viel Mühe Du Dir mit Deiner Zeichnung gegeben hast!“„Du hast heute so geduldig an Deiner Aufgabe gearbeitet, das ist großartig!“„Ich liebe es, wie kreativ Du bist!“„Du hast Dir wirklich Gedanken gemacht, das sieht man!“„Ich bin stolz darauf, wie du mit dieser Herausforderung umgehst!“

Bestärke Dein Kind regelmäßig und bedingungslos. Zeige Deinem Kind, dass es wertvoll ist, unabhängig von Leistung oder Feedback

Poster mit lobenden Worten
Ich habe für meinen Sohn dieses Poster erstellt und es hängt über seinem Schreibtisch.

Wie Eltern auf emotionale Ausbrüche oder Rückzüge reagieren können

  • Ruhe bewahren – Dein Kind erlebt gerade große Emotionen. Wenn Du ruhig bleibst, hilfst Du ihm, sich schneller zu regulieren.
  • Positive Bestärkung geben – Sage Deinem Kind, was es gut gemacht hat, bevor Du eine Verbesserung vorschlägst. Zum Beispiel: „Ich finde es toll, dass Du Deine Hausaufgaben begonnen hast. Vielleicht magst Du noch ein paar Minuten länger daran arbeiten?“
  • Alternativen zur Selbstabwertung bieten – Wenn Dein Kind nach Kritik sagt: „Ich bin schlecht“, kannst Du antworten: „Jeder lernt durch Fehler. Was hast Du heute dazu gelernt?“
  • Sichere Rückzugsorte schaffen – Ein ruhiger, vertrauter Ort kann helfen, sich zu regulieren, wenn die Emotionen hochkochen.
  • Gemeinsam über Gefühle sprechen – Unterstütze Dein Kind dabei, seine Emotionen in Worte zu fassen. Zum Beispiel: „Ich sehe, dass Du traurig bist. Möchtest Du darüber reden oder erst einmal eine Pause machen?“

Übungen zur Stärkung des Selbstwertgefühls

1. Stärken-Sonne malen

Lass Dein Kind eine Sonne zeichnen und in die Strahlen positive Eigenschaften oder Fähigkeiten schreiben. So wird der Fokus auf das gelegt, was es gut kann.

2. Erfolgs-Tagebuch führen

Jeden Abend drei Dinge aufschreiben, die gut gelaufen sind, um das Selbstbewusstsein zu fördern.

3. Spiegel-Ritual

Vor dem Spiegel positive Sätze laut aussprechen„Ich bin stark! Ich bin wertvoll! Ich schaffe das!“

Häufige Fragen (FAQ) zu RSD und Autismus

1. Ist RSD das gleiche wie Hochsensibilität? Nein, Hochsensibilität bedeutet eine verstärkte Wahrnehmung von Sinnesreizen, während Rejection Sensitive Dysphoria (RSD) sich spezifisch auf die Angst vor Zurückweisung und extrem starke emotionale Reaktionen darauf bezieht.

2. Kann RSD behandelt werden? Es gibt keine spezifische Heilung, aber Achtsamkeitstraining, Emotionsregulation und Coaching helfen, den Umgang mit den Gefühlen zu verbessern.

3. Wird sich RSD mit dem Alter bessern? Mit der richtigen Unterstützung können Kinder Strategien lernen, um mit RSD umzugehen. Ohne Hilfe können sich die Symptome jedoch verstärken und zu sozialem Rückzug führen.

4. Wie kann ich meinem Kind helfen, mit RSD besser umzugehen? Durch liebevolle Bestärkung, sanftes Feedback, klare Strukturen und Rituale zur Stärkung des Selbstwertgefühls.

5. Wo bekomme ich professionelle Unterstützung? Ein Elterncoaching oder therapeutische Begleitung kann helfen, bessere Strategien im Umgang mit RSD zu entwickeln.

💛 Möchtest Du Dein Kind optimal begleiten?

In meinem Elterncoaching helfe ich Dir, Dein Kind besser zu verstehen und mehr innere Ruhe zu finden. Gemeinsam entwickeln wir Strategien, um emotionale Herausforderungen zu bewältigen – damit Dein Kind und Du entspannter durch den Alltag gehen können.

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