Kind wütend

Meltdown oder Wutanfall

Picture of Mareike Schuster
Mareike Schuster

Als Mutter eines autistischen Kindes weiß ich genau, wie herausfordernd das manchmal sein kann. In meinem Blog gehe ich auf die Themen von Eltern autistischer Kinder ein.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Meltdown und wie unterscheidet er sich von einem Wutanfall?

Der Alltag mit einem autistischen Kind bringt viele Herausforderungen mit sich. Besonders schwer ist es oft, die emotionalen Ausbrüche Deines Kindes zu deuten. Wenn Dein Kind einen emotionalen Ausbruch hat, fragst Du Dich vielleicht: „Ist das jetzt ein Meltdown oder ein Wutanfall?“ Diese Frage ist entscheidend, denn die Antwort hilft Dir, die richtigen Unterstützungsmaßnahmen zu ergreifen. Lass uns das Thema gemeinsam entwirren. Diese Unterscheidung ist wichtig, da die Herangehensweise in beiden Fällen unterschiedlich ist. Hier sind fünf klare Anzeichen, die Dir helfen, die richtige Antwort zu finden.

5 Anzeichen, die Du kennen musst, um Meltdowns von Wutanfällen zu unterscheiden – Dein Weg zu mehr Gelassenheit im Alltag

1. Auslöser: Der Kern des Problems

  • Meltdown: Dein Kind erlebt eine Überforderung durch äußere Reize oder emotionale Belastung. Laute Geräusche, grelles Licht oder abrupte Änderungen in der Routine können dazu führen, dass es völlig überfordert ist und sich nicht selbst beruhigen kann. Meltdowns sind unkontrollierbar und nicht zielgerichtet. Oft finden Meltdowns daher in der Schule, beim Sport oder beim Einkaufen statt.
  • Wutanfall: Ein Wutanfall entsteht, wenn Dein Kind etwas erreichen möchte – sei es ein neues Spielzeug oder eine Süßigkeit. Das Verhalten ist bewusst darauf ausgelegt, eine Reaktion oder Belohnung zu erzielen. Dein Kind hat ein Nein von Dir bekommen oder es wurde ihm eine Grenze aufgezeigt.

Wie Du helfen kannst: Beobachte, welche Situationen zu den Ausbrüchen führen, und passe die Umgebung an, um Reizüberflutungen zu minimieren. Jedes autistische Kind hat andere Triggerpunkte, die zu einem Meltddown führen. Während der eine vor allem von der Unkontrollierbarkeit des Pausenhofs überfordert ist, ist ein anderes Kind vielleicht von einer Änderung im Tagesablauf gestresst. Je genauer Du weisst, welche Belastungen bei Deinem Kind zu einem Meltdown führen desto besser kannst Du darauf eingehen und desto weniger wird er vorkommen.

2. Kontrollierbarkeit: Wer hält das Steuer?

  • Meltdown: Dein Kind hat die Kontrolle völlig verloren. Selbst wenn die auslösende Situation beseitigt wird, dauert es oft eine Weile, bis sich Dein Kind beruhigt. Du erkennst den Kontrollverlust auch daran, dass Du es währenddessen nicht ansprechen kannst. Wenn Du es trotzdem machst, verschlimmert sich der Anfall Deines Kindes oft sogar noch.
  • Wutanfall: Wutanfälle enden meist, sobald das gewünschte Ziel erreicht ist oder die Aufmerksamkeit nachlässt. Bei einem Wutanfall kann Dein Kind oft noch immer sagen, was es will. So Sätze wie „ich will aber“ oder „das ist gemein“ fallen beispielsweise.

Tipp: In einem Meltdown braucht Dein Kind Deine ruhige Präsenz, während es bei einem Wutanfall Grenzen und Konsequenzen braucht.

3. Körpersprache: Ein Blick auf die Signale

  • Meltdown: Dein Kind zeigt unkontrollierte Reaktionen wie Zittern, extremes Weinen oder selbstverletzendes Verhalten. Diese Reaktionen sind reflexartig und spiegeln die innere Überforderung wider. Ein Meltdown kann aber auch nach aussen gerichtetes Verhalten zeigen. Dann wirft Dein Kind etwas um, wirbelt den Turnbeutel durch die Menschenmenge oder schreit laut.
  • Wutanfall: Hier ist die Körpersprache oft gezielt: Dein Kind versucht, Deine Aufmerksamkeit zu erregen, indem es z. B. absichtlich Dinge umwirft oder laut schreit.

Lerne die Körpersprache Deines Kindes zu lesen: Notiere Muster und erkenne die feinen Unterschiede. Denn hier sind die Unterschiede oft nur fein. Mit der Zeit wirst Du intuitiv wissen, worum es sich handelt. Für andere Bezugspersonen wie Lehrer oder entferntere Verwandte kann es dagegen sehr schwer sein, das zu unterscheiden.

4. Nachwirkungen: Was bleibt zurück?

  • Meltdown: Nach einem Meltdown ist Dein Kind oft erschöpft, weint möglicherweise weiter oder wirkt desorientiert. Die Erholung kann Zeit in Anspruch nehmen. So ist Dein Kind danach oft einfach müde und will sich zurückziehen.
  • Wutanfall: Nach einem Wutanfall beruhigt sich Dein Kind schneller und kehrt zu seinem normalen Verhalten zurück. Es spielt wieder ganz normal als sei nichts passiert.

Wichtig: Nach einem Meltdown solltest Du Deinem Kind Zeit und Raum geben, sich zu sammeln.

5. Umgebungseinflüsse: Die Rolle des Kontextes ist bei der Entscheidung ob es ein Meltdown oder ein Wutanfall ist enorm wichtig

  • Meltdown: Meltdowns treten häufig in überfordernden Umgebungen auf, wie belebten Einkaufszentren, lauten Geburtstagsfeiern oder bei plötzlichen Veränderungen im Tagesablauf. Sie sind unabhängig vom Willen des Kindes. Häufig ausgelöst durch Reizüberflutung oder plötzliche Veränderungen, aber auch unabhängig davon, ob andere Menschen anwesend sind.
  • Wutanfall: Passiert oft in Kontexten, in denen Aufmerksamkeit eine Rolle spielt, z. B. in öffentlichen Räumen wie Supermärkten oder beim Spielen.

Tipp: Schaffe einen „sicheren Ort“, an dem sich Dein Kind zurückziehen kann.

Mit 5 Fragen erkennen, ob Dein Kind überfordert ist oder nur etwas erreichen will

Gab es in der Situation einen bestimmten Reiz (z. B. Lärm, Licht, eine Veränderung), der mein Kind überfordert hat, oder versucht es bewusst, etwas zu erreichen?

Hat mein Kind die Kontrolle über sein Verhalten verloren, oder könnte es aufhören, wenn es möchte?

Ist die Körpersprache meines Kindes unkontrolliert und chaotisch, oder wirkt sie gezielt und absichtlich auf mich gerichtet?

Ist mein Kind nach dem Vorfall erschöpft und braucht länger, um sich zu erholen, oder beruhigt es sich schnell und kehrt zum normalen Verhalten zurück?

Wurde die Reaktion durch eine reizüberflutende Umgebung ausgelöst, oder scheint sie situationsabhängig zu sein, um Aufmerksamkeit zu bekommen?

5 kurze Fragen, um die Anzeichen einzuordnen

Wie kannst Du Dein Kind in bei einem Meltdown oder Wutanfall unterstützen?

Schritt 1: Bewahre Ruhe und atme tief durch. Deine Gelassenheit wirkt sich positiv auf Dein Kind aus.

Schritt 2: Biete Deinem Kind Struktur durch klare Routinen. Rituale helfen, Sicherheit zu schaffen. Tipps für eine gute Morgenroutine findest Du in diesem Blogbeitrag.

Schritt 3: Nutze einfache Kommunikationsmethoden. Wenige, klare Worte oder visuelle Hilfen können Wunder wirken.

Schritt 4: Fördere die Selbstregulation Deines Kindes durch Techniken wie Atemübungen oder eine Kuscheldecke, die Sicherheit gibt.

FAQs

Wie erkenne ich, ob mein Kind Unterstützung von außen benötigt?
Wenn Meltdowns häufiger auftreten und Deinen Alltag stark belasten, könnte ein Coaching oder eine therapeutische Begleitung hilfreich sein.

Was ist, wenn ich die Ursache eines Meltdowns nicht herausfinden kann?
Manchmal sind die Auslöser subtil. Ein Tagebuch über die täglichen Aktivitäten und Verhaltensweisen Deines Kindes kann helfen, Muster zu erkennen.

Wie kann ich Meltdowns vorbeugen?
Indem Du die Umgebung reizarm gestaltest, feste Routinen etablierst und regelmäßig Pausen einbaust.

Fazit: Meltdown oder Wutanfall? Es gibt Lösungen

Das Verständnis der Unterschiede zwischen Meltdown und Wutanfall ist der Schlüssel zu einem ruhigeren und harmonischeren Alltag. Du bist nicht allein – gemeinsam können wir einen Weg finden, wie Du Dein Kind in solchen Momenten unterstützen kannst.

Möchtest Du mehr über Strategien im Umgang mit emotionalen Herausforderungen erfahren? Melde Dich für mein Elterncoaching an – ich begleite Dich auf Deinem Weg!

Schreibe einen Kommentar

Newsletter

Du möchtest regelmäßig praktische Tipps und mentale Unterstützung für den Alltag mit autistischen Kindern von mir?

Weitere Blogartikel

Eltern autistischer Kinder unterstützen

Eltern autistischer Kinder geben täglich alles – doch wer unterstützt sie? Fünf Jahre suchte ich nach Antworten für mein Kind, bis ich erkannte: Ich muss auch mich selbst stärken. Mit Hypnose, Meditation und Neurofeedback fand ich Wege zu mehr innerer Ruhe. Warum das alles verändert hat? Lies weiter.

Weiterlesen »
Neurodiversität – Bedeutung

Wie denkt ein autistisches oder ADHS-Gehirn? Warum sehen Legastheniker die Welt in Bildern? Neurodiversität bedeutet, dass unser Gehirn einzigartig arbeitet – mit besonderen Stärken! Erfahre, warum diese Unterschiede keine Schwäche sind, sondern unsere Welt bereichern.

Weiterlesen »
Mein Jahresrückblick 2024: Durch Kunst und Kreativität zum Kernthema

In diesem Jahr gab es eine große Sichtbarkeit für mich hinsichtliche meiner Kunst. Was ich mir vor wenigen Jahren noch nicht vorstellen konnte, mit Kunst verdiene ich auch Geld. So habe ich mir dieses Jahr auch zugetraut eine weitere kreative Domaine zu erobern, das Schreiben. Ich habe den Blog hier gestartet und viele Geschichten geschrieben, von denen noch einige darauf warten veröffentlicht zu werden. Und so hat sich im Schreiben auch meine Welt geändert.

Weiterlesen »
Logo Mareike Schuster Autismus Elterncoaching

Mareike Schuster,
Heilpraktikerin für Psychotherapie
Hypnosetherapie
Gesprächstherapie
EMDR und Traumatherapie
Kurzzeitpychotherapie
Coaching für Eltern autistischer Kinder

Kontakt
Mitglied im:

©Mareike Schuster 2024