Autismus in der Regelschule

Autismus in der Regelschule: Wie Du Dein Kind schützt, stärkst und sichtbar machst

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Mareike Schuster

Als Mutter eines autistischen Kindes weiß ich genau, wie herausfordernd das manchmal sein kann. In meinem Blog gehe ich auf die Themen von Eltern autistischer Kinder ein.

Inhaltsverzeichnis

Wenn Schule einfach nur Kraft kostet

Vielleicht bereitest Du morgens liebevoll das Pausenbrot vor, während Du gleichzeitig spürst, wie sich ein Knoten in Deinem Bauch bildet. Nicht weil Du selbst Angst vor dem Tag hättest, sondern weil Du nicht weißt, wie dieser Schultag für Dein Kind verlaufen wird. Ob es heute gesehen wird oder wieder übersehen. Ob es in Ruhe gelassen wird oder angestarrt, ausgegrenzt oder überfordert. Ob es eine Pause bekommt oder zusammenbricht, ohne dass es jemand bemerkt. Denn Autismus in der Regelschule bedeutet oft, dass Du nie weißt, was heute wieder zu viel, zu laut, zu schnell oder einfach zu eng sein wird.

Was bedeutet Autismus in der Regelschule wirklich für betroffene Familien?

Denn obwohl die Idee der Inklusion theoretisch selbstverständlich sein sollte, erleben viele Eltern im Alltag etwas ganz anderes. Es fehlt nicht nur an Zeit und Ressourcen, sondern oft an echtem Verständnis. Autismus in der Regelschule bedeutet für viele Familien nicht nur Organisation und Koordination, sondern vor allem emotionale Dauerbelastung.

Zwischen Förderung und Überforderung

Besonders Gymnasien zeigen sich häufig unflexibel, wenn es um individuelle Förderung geht. Nachteilsausgleiche werden meist nur oberflächlich angeboten und oft erst dann, wenn der Druck schon groß ist. Wenn Dein Kind trotz innerer Anstrengung gute Noten schreibt oder sich „unauffällig“ verhält, wird häufig angenommen, dass es keinen Bedarf an Unterstützung gibt.

Doch gute Leistungen sagen nichts über innere Stabilität aus. Und wer still leidet, fällt leider oft gar nicht erst auf. Gerade weil viele Lehrkräfte bemüht sind, aber das Wissen fehlt, entstehen Unsicherheiten, die letztlich auf dem Rücken Deines Kindes ausgetragen werden.

Mobbing wird in vielen Fällen gar nicht als solches erkannt. Wenn Dein Kind sich zurückzieht, still bleibt oder Dinge wortlos hinnimmt, wird das häufig nicht als Warnsignal, sondern als Angepasstheit gewertet. Dabei hinterlassen genau solche Erfahrungen oft tiefe Spuren. Ein abwertender Blick. Ein leises Kichern. Ein leerer Platz neben ihm. Oder heimlich wird es mit Müll beworfen und keiner will gesehen haben, wer es war. Manchmal braucht es nicht viel, um einem Kind das Gefühl zu geben, dass es nicht dazugehört.

Was Du Dir als Mutter oder Vater wirklich wünschst

Du möchtest nicht, dass Dein Kind sich jeden Tag anstrengen muss, um in ein System zu passen, das seine Bedürfnisse nicht kennt. Du möchtest, dass es nicht nur geduldet wird, sondern gesehen. Dass es mit seinen Stärken wahrgenommen wird und mit seinen Herausforderungen nicht allein bleibt.

Du brauchst keine Sonderbehandlung. Du brauchst Raum für echtes Verstehen. Du brauchst Lehrerinnen und Lehrer, die Fragen stellen statt zu urteilen. Du brauchst Strukturen, die nicht Dein Kind verbiegen, sondern sich anpassen. Und Du brauchst das Gefühl, dass Du nicht bei jedem Schritt kämpfen musst.

Denn jedes Mal, wenn Du Dein Kind in seiner Einzigartigkeit verteidigst, tust Du etwas, das nicht nur für Euch wichtig ist, sondern für alle Kinder, die danach kommen.

Fünf Wege, wie Du Dein Kind stärken kannst

Bereite Dein Kind innerlich vor

Wenn Schule ein unsicherer Ort ist, braucht es mehr als den Stundenplan im Ranzen. Dann braucht es innere Bilder, klare Sätze und das Wissen, dass es Strategien hat. Du kannst mit Deinem Kind typische Situationen durchsprechen. Was tun, wenn jemand schreit. Was hilft, wenn die Klasse zu laut ist. Welche Ausweichmöglichkeiten gibt es, wenn der Stress zu groß wird.

Sorge für innere Anker

Ein kleiner Gegenstand in der Tasche, ein Bild auf dem Heft, ein Ritual vor der Schule. Es sind oft die kleinsten Dinge, die Deinem Kind helfen, sich im Trubel der Schule selbst zu spüren. Alles, was das Gefühl vermittelt, nicht verloren zu gehen, hilft beim Regulieren.

Fordere Nachteilsausgleiche schriftlich ein

Auch wenn Dein Kind gut mitarbeitet oder Leistungen zeigt, die nicht nach Hilfe aussehen, bedeutet das nicht, dass es keinen Anspruch auf Unterstützung hat. Du darfst schriftlich klarstellen, was Dein Kind braucht. Zum Beispiel mehr Zeit bei Prüfungen, Verzicht auf mündliche Noten oder die Möglichkeit, Rückzugsräume zu nutzen. Und Du darfst freundlich, aber bestimmt bleiben, auch wenn es Widerstand gibt.

Führe Gespräche auf Augenhöhe

Sprich mit Lehrerinnen auf Augenhöhe. Erkläre, was Dein Kind belastet, ohne Dich zu rechtfertigen. Sag zum Beispiel: „Ich habe beobachtet, dass mein Kind nach der Pause immer sehr erschöpft ist. Gibt es Möglichkeiten zur Reizreduktion?“ So entsteht ein Dialog statt Abwehr.

Sprich regelmäßig über Mobbing

Frage nicht nur, wie der Tag war, sondern frage konkret. Wer war heute freundlich zu Dir? Gab es einen Moment, der schwer war? Hattest Du irgendwo das Gefühl, nicht dazuzugehören? Auf diese Weise lernt Dein Kind, Worte für seine Erfahrungen zu finden. Und Du bleibst im Kontakt, auch wenn es innerlich leiser wird. Denn Autismus in der Regelschule braucht nicht nur Strukturen, sondern echte emotionale Sicherheit.

Was Du tun darfst, wenn es einfach zu viel ist

Wenn Dein Kind jeden Tag mit Bauchschmerzen zur Schule geht. Wenn es sich selbst in Frage stellt oder sogar weinend zusammenbricht oder stundenlang schweigt. Dann ist das kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Warnsignal.

Du darfst dann handeln. Du darfst eine Pause einlegen, eine Schulbegleitung beantragen, mit Beratungsstellen sprechen oder die Schule wechseln. Du darfst den Schritt gehen, den andere nicht verstehen. Weil Du fühlst, was Dein Kind braucht.

Und Du darfst Dir Unterstützung holen. Nicht weil Du versagt hast, sondern weil Du zu viel allein trägst. Eine gute Anlaufstelle sind Selbsthilfegruppen für den Bereich Rhein-Main findest Du hier eine Auswahl.

Dein Kind ist richtig – so wie es ist

Vielleicht fühlst Du Dich manchmal wie eine Einzelkämpferin. Vielleicht hast Du das Gefühl, dass Du immer wieder erklären musst, was eigentlich selbstverständlich sein sollte. Vielleicht hast Du keine Kraft mehr, freundlich zu bleiben.

Dann möchte ich Dir sagen: Du machst das gut.
Denn Du kämpfst nicht, um Aufmerksamkeit zu bekommen, sondern um Würde.
Du forderst keine Sonderrechte, sondern Normalität im besten Sinn.
Und Du erinnerst alle Beteiligten daran, dass Schule ein Ort sein sollte, an dem Kinder wachsen dürfen – nicht nur in Wissen, sondern auch in Selbstwert.

Häufige Fragen zum Thema Autismus in der Regelschule

Hat mein Kind auch ohne Förderschulstatus Anspruch auf Nachteilsausgleich?
Ja. Eine offizielle Diagnose reicht in der Regel aus. Die Schulform spielt keine Rolle. Du darfst Unterstützung einfordern, auch wenn Dein Kind keine sichtbare Behinderung hat.

Wie erkenne ich Mobbing, wenn mein Kind nichts sagt?
Achte auf Veränderungen im Verhalten. Rückzug, Schlafstörungen, körperliche Beschwerden oder plötzliche Leistungseinbrüche sind häufige Zeichen. Frag nicht nur, wie der Tag war, sondern stelle offene, konkrete Fragen.

Was kann ich tun, wenn die Schule keine Unterstützung bietet?
Dokumentiere alle Gespräche. Wende Dich an Beratungsstellen, Schulämter oder Fachanwälte für Schulrecht. Manchmal hilft ein offizieller Antrag, um Bewegung in festgefahrene Situationen zu bringen.

Wie schütze ich mein Kind in akuten Krisen?
Du darfst Dein Kind notfalls auch aus der Schule nehmen, wenn es akut gefährdet ist. Setze alles daran, dass es sich emotional stabilisieren darf. Schule kann nur dann gelingen, wenn Sicherheit da ist.

Mein Angebot für Dich

Wenn Du spürst, dass Du an einem Punkt bist, an dem Du nicht mehr weiterweißt. Wenn Du das Gefühl hast, dass Du alles gibst, aber keine Veränderung siehst. Wenn Du wünschst, dass endlich jemand Dich sieht, nicht nur als Mutter, sondern als Mensch.

Dann bin ich da.

In meinem Coaching begleite ich Dich mit Klarheit, Empathie und tiefer Erfahrung. Ich zeige Dir, wie Du mit Schule kommunizierst, ohne Dich selbst zu verlieren. Ich helfe Dir, Dein Kind zu stärken, ohne Dich selbst aufzugeben. Und ich erinnere Dich daran, dass Du mehr bist als das, was gerade von Dir verlangt wird.

Hier erfährst Du mehr über mein Coaching-Angebot

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