Pubertät und Autismus

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Mareike Schuster

Als Mutter eines autistischen Kindes weiß ich genau, wie herausfordernd das manchmal sein kann. In meinem Blog gehe ich auf die Themen von Eltern autistischer Kinder ein.

Inhaltsverzeichnis

Pubertät und Autismus – Wenn die Welt Kopf steht und Dein Kind sich zurückzieht

Die Pubertät ist eine Zeit des Umbruchs. Alles verändert sich – der Körper, die Gedanken, die Emotionen. Für autistische Jugendliche kann diese Phase noch herausfordernder sein, denn sie spüren die Veränderungen oft besonders intensiv. Sie ziehen sich zurück, hinterfragen plötzlich alles und nehmen ihr Anderssein bewusster wahr als je zuvor.

Ich weiß das, denn ich habe es mit meinem eigenen Sohn erlebt. Plötzlich sprach er weniger, stellte jede Regel infrage, die jahrelang selbstverständlich war, und zog sich immer mehr in sein Zimmer zurück. Doch gerade dann ist es wichtig, dass wir als Eltern nicht aufhören, für sie da zu sein. Irgendwann war die Phase vorbei und plötzlich saß er wieder gerne bei uns im Wohnzimmer.

Herausforderung Pubertät bei Autismus: 3 Dinge, die Eltern wissen sollten

Die Pubertät bringt viele neue Erfahrungen mit sich. Doch für autistische Jugendliche kann das besonders überwältigend sein. Warum?

Da sie oft viel intensiver auf Reize reagieren, erleben sie auch die körperlichen Veränderungen noch intensiver. Hormonelle Umstellungen und neue Empfindungen können für autistische Jugendliche schwer zu verarbeiten sein. Die Haut fühlt sich plötzlich anders an, Gerüche werden noch intensiver wahrgenommen und manchmal fühlt sich der eigene Körper einfach fremd an.

Zudem werden natürlich Regeln und Routinen hinterfragt. Mein Sohn akzeptierte früher bestimmte Abläufe einfach, doch plötzlich stellte er alles in Frage. „Warum muss ich mein Zimmer aufräumen? Warum soll ich duschen gehen?“ Widerworte gehören zur Pubertät dazu, doch autistische Jugendliche drücken ihre Gedanken oft besonders direkt aus. Da müssen wir als Eltern manchmal schwer im Nehmen sein.

Sie nehmen ihr Anderssein bewusster wahr. Früher war mein Sohn einfach er selbst. Doch in der Pubertät begann er, sich mit anderen zu vergleichen. „Warum kann ich nicht so locker mit anderen reden wie meine Klassenkameraden? Warum habe ich so wenige Freunde?“ Diese Fragen können belasten, denn viele autistische Jugendliche merken nun deutlicher, dass sie anders sind.

Wenn Rückzug zum Schutzmechanismus wird

Vielleicht hast Du es auch schon erlebt: Dein Kind spricht weniger mit Dir, zieht sich immer mehr zurück und scheint in seiner eigenen Welt zu versinken. Das kann viele Gründe haben.

  • Reizüberflutung – die vielen Veränderungen, Erwartungen und Emotionen überfordern. Dann hilft es, sich in einen sicheren Raum zurückzuziehen.
  • Überforderung durch soziale Vergleiche – autistische Jugendliche merken nun oft, dass sie soziale Dinge anders wahrnehmen als ihre Altersgenossen, und das kann frustrieren.
  • Schutzmechanismus – Rückzug ist nicht immer Ablehnung, sondern oft eine Strategie, um sich selbst zu regulieren.

Autonomie fördern: Schritt für Schritt zu mehr Selbstständigkeit

Verantwortung übernehmen lassen
Autistische Jugendliche brauchen oft länger, um eigenständig Verantwortung zu übernehmen – doch es ist wichtig, ihnen diesen Schritt in ihrem eigenen Tempo zu ermöglichen. Kleine Aufgaben im Haushalt können helfen, Selbstbewusstsein zu stärken. Mein Sohn hat z. B. anfangs nur sein eigenes Frühstück vorbereitet, später auch beim Abendessen geholfen.

Routinen beibehalten & anpassen
Struktur gibt Sicherheit, doch Flexibilität ist genauso wichtig. Vielleicht braucht Dein Kind eine neue Art, seinen Alltag zu organisieren – ein Plan mit Bildern, eine Erinnerungs-App oder mehr Selbstbestimmung in bestimmten Bereichen.

Medienkonsum und digitale Welt begleiten
Viele autistische Jugendliche finden soziale Kontakte nicht im klassischen Freundeskreis, sondern online. Das kann eine wunderbare Möglichkeit sein, sich auszutauschen – doch es braucht klare Regeln für Sicherheit und gesunden Umgang mit digitalen Medien.

Wie Du soziale Beziehungen und Freundschaften unterstützen kannst

Typische Erwartungen an Teenager funktionieren nicht für autistische Jugendliche
Gesellschaftlich wird erwartet, dass Jugendliche sich verabreden, Gruppenaktivitäten genießen oder erste Beziehungen eingehen. Doch nicht jedes autistische Kind fühlt sich damit wohl. Mein Sohn wollte z. B. keine klassischen Treffen mit Freunden, aber er liebte es, online über seine Spezialinteressen zu schreiben.

Wie Eltern die individuellen sozialen Bedürfnisse unterstützen können:
➡ Akzeptieren, dass Dein Kind nicht dem typischen Teenager-Bild entspricht.
➡ Gemeinsam alternative Möglichkeiten suchen. Vielleicht sind kleine Treffen mit einer vertrauten Person besser als große Gruppenaktivitäten.
➡ Unterstützung im Umgang mit sozialen Situationen bieten, ohne sie zu erzwingen. Rollenspiele oder „Social Stories“ können helfen, soziale Dynamiken verständlicher zu machen.

3 Wege, Dein autistisches Kind in der Pubertät liebevoll zu begleiten

Autistische Jugendliche erleben die Pubertät oft besonders intensiv, weil sie Veränderungen nicht einfach hinnehmen, sondern bis ins kleinste Detail analysieren. Sie spüren, dass sie anders sind, und das kann Unsicherheit oder Frustration auslösen. Gleichzeitig haben sie oft das Bedürfnis, Dinge genau zu benennen und ihre Meinung offen auszusprechen.

Was bedeutet das für Dich als Elternteil?

➡ Erstens: Nimm die Direktheit nicht persönlich. Wenn Dein Kind Dich plötzlich herausfordert, liegt das nicht daran, dass es Dich nicht respektiert, sondern daran, dass es sich selbst und seine Umwelt neu einordnen muss.

➡ Zweitens: Sei ein sicherer Hafen. Auch wenn Dein Kind sich zurückzieht oder Diskussionen führt, braucht es das Gefühl, dass Du es verstehst und annimmst. Bleib ruhig, erklär Dinge sachlich und halte klare Grenzen, ohne Dein Kind in seinen Gefühlen abzulehnen.

➡ Drittens: Hilf Deinem Kind, sein Anderssein positiv zu sehen. Sprich mit ihm über Stärken statt Defizite. Ermutige es, seinen eigenen Weg zu gehen, anstatt sich mit anderen zu vergleichen.

4 Möglichkeiten gut für sich als Elternteil zu sorgen?

Denn, seien wir ehrlich: Die Pubertät Deines Kindes ist auch für Dich als Elternteil eine Herausforderung. Plötzlich funktioniert nichts mehr so, wie es jahrelang lief. Vielleicht fühlst Du Dich manchmal hilflos oder erschöpft.

Dein Kind spürt, wenn Du gestresst bist – Selbstfürsorge ist also keine Ego-Sache, sondern essenziell für Euch beide.

💛 Gönn Dir bewusste Pausen: Ein Spaziergang, eine Meditation oder einfach mal tief durchatmen – kleine Auszeiten helfen, ruhig zu bleiben.
💛 Tausch Dich mit anderen Eltern aus: Niemand versteht Dich besser als Menschen, die Ähnliches erleben.
💛 Setze Grenzen: Du darfst „Nein“ sagen – Dein Wohlbefinden ist genauso wichtig wie das Deines Kindes.
💛 Erinnere Dich daran: Du machst das gut! Dein Kind braucht keine perfekte Mutter oder einen perfekten Vater – sondern einen, der da ist, mitfühlt und Schritt für Schritt den Weg geht.

Du musst diesen Weg nicht allein gehen. Ich unterstütze Eltern autistischer Kinder dabei, mit diesen Herausforderungen umzugehen, Stress abzubauen und neue Wege zu finden, die für die ganze Familie funktionieren.

Buche jetzt ein Coaching mit mir und finde heraus, wie Du Dein Kind in dieser herausfordernden Phase liebevoll begleiten kannst – ohne Dich selbst dabei zu verlieren.

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Denn: Du bist nicht allein. ❤️

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